Freitag, 23.8.2024

Der frühe Morgen ist noch kühl. Ein warmer Pullover von meiner Schwester und Socken, die meine Mutter für mich gestrickt haben, wärmen mich auf Deck beim Zeitung lesen und beim Beobachten der Spiegelungen der Masten im Wasser.

Die Nacht war sehr ruhig.

Der Hafen Estavayer hat eine gute Infrastruktur und ein hübsches Städtchen dahinter. Da ich gerne laufend einkaufen gehe, mache ich mich auf den Weg. Er führt mich durch eine kleine Schlucht steil bergan in die Stadt.

Unterwegs treffe ich auf einen Wasserfall.

Im Coop kaufe ich alles ein, was wir die nächsten Tage brauchen werden und renne wieder zurück zum Hafen. Meine Orientierung an Land ist katastrophal. Nur auf dem Meer habe ich den Kompass im Kopf. Aber den Hafen findet man ja immer.

Gelegentlich muss ich anhalten und eine Foto machen. Man könnte das Intervall-Training nennen. Etliche PassantInnen wundern sich über die Grossmutter, die mit ihrer vollen Einkaufstasche durch die Stadt jagt. Jedenfalls hat nun auch dieses Städtchen seinen running gag.

Nach dem Frühstück fahren wir aus dem Hafen. Beim Ablegen übe ich wieder einmal, in die Vorspring einzudampfen. Wenn man immer wieder übt, klappt es auch mit Starkwind. Wir sind ein eingespieltes Team.

Den Weg zu unserem liebsten Ankerplatz (genannt „die Karibik“, vor unserem Hafen Gletterens) legen wir unter Motor zurück. Es hat keinen Wind. Auch heute nicht. Das ergibt eine Kaffeefahrt.

Wir geniessen vier Stunden gemütlichen Faulenzens, wir lesen, schwimmen und picknicken. Philipp spielt mit seiner Drohne und erwischt mich beim Schnorcheln.

Was Philipp macht, während ich am Putzen bin? So Zeug,

die ganze Schiffselektronik lastet auf seinen Schultern. Da putze ich lieber! 🙂

Endlich, um 16.00 Uhr, kommt Wind auf. Wir profitieren davon, holen den Anker auf und setzen Segel. Aus allen Löchern tauchen auf einmal die windaffinen Menschen mit ihren segelbewehrten Fahrzeugen auf. Dank eines schönen Halbwindes aus Südwest flitzen wir quer über den See nach Auvernier.

Die beiden Schlenker vor dem Hafen kommen davon, dass ich das Schiff erst vor den Wind gesetzt habe, damit Philipp die Genua einrollen konnte und dann fuhr ich direkt dem Westwind entgegen, damit er das Grosssegel herunter holen konnte. Anschliessend parkierte ich den Kahn im Hafen. Eine Heckboje hält uns nun fest, zudem legte Philipp zwei Vorleinen. Es ist ein hübsches Plätzchen hier.

Den Hafentrunk und die Manöverkritik bringen wir unbeschwert hinter uns.

Nach einer Dusche und dem Abschliessen des Bootes machen wir uns auf, um mit dem Littorail (etwas zwischen Tram und Zug) nach Neuchâtel zu fahren. Dort haben wir im Restaurant O’terroirs einen Tisch reserviert.

Nach dem feinen Abendessen schlendern wir noch etwas herum.

Zurück im Hafen Auvernier empfängt uns die Chilbi des hiesigen Hafenfestes. Aber damit können wir auch noch umgehen. Unser Sinn steht nun leider nicht mehr nach Zuckerwatte, Trampolinspringen oder nach dem Kauf von buntem Plascticplunder. Wir gehen schlafen.

Etwas hat Philipps Drohne nicht eingefangen: Heute wollte mir offenbar das kleine Wichtigtuer-Federvieh eine Lektion erteilen. Erst schwamm es harmlos umher und genoss sein Spiegelbild.

Ich freute mich schon, sie litteringmässig loswerden zu können. Dann, auf einmal, liess sie sich vollaufen (aber so richtig) und bekam Schlagseite.

Anschliessend ging sie sang- und schnatterlos unter.

Nun, ich stehe dazu, ich habe das Ding gerettet. Was das wohl über mich aussagt? Prädemenzielle Infantilisierung kommt der Sache bestimmt nahe.

7 Antworten

  1. Silvia Allemann sagt:

    Ihr lieben Geniesser…. Es freut mich zu sehen, dass ihr bei schönem Wetter (auch ohne den erhofften Wind )eure Ferien nach euren Vorlieben gestaltet. Die Bilder wecken in mir jedesmal herrliche Kindheitserinnerungen am Neuenburgersee… ich höre das Schilf rascheln, die Wellen „gluntschen“ und wie ich schwimmen lernte im warmen, ruhigen See….Freiheitsgefühle!!!

  2. Sabine sagt:

    Gut, dass du das Änteli gerettet hast. Gerade habe ich eine Ausstellung über Mikroplastik im Meer, No-waste und platistikfreies Leben gestaltet – es braucht nicht auch noch im See so Zeugs! Es dauerte Jahrhunderte, bis sich das Änteli aufgelöst hätte.

  3. Mueti sagt:

    Wenn auf meinem alten Compi nur das Wegschicken klappen würde! Zum Schreiben habe ich schon Fiduz genug, aber es nützt nichts.

  4. Ueli Dr. Chnächt sagt:

    Wir werden mit erstklassigen Fotos verwöhnt. Am 23.8. ‚„die verwehte Marianne“ und die herrliche „Spaghetti-Meer-Spiegelungen“ … wow! Zweimal Prädikat „Posterwürdig“ 🏆

    • Marianne sagt:

      Oh, vielen Dank auch.
      Bitte trotzdem keine Poster daraus machen. Bis ich alle Rechte jedes einzelnen Mast-Eigners/Eignerin eingeholt hätte. Du meine Güte 😂

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